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Bordkanonen

Die hier dargestellte Maschine befindet sich heute im LW Museum in Berlin Gatow, war ursprünglich in Drewitz stationiert und dort wurde sie am 23.10.1085 ausgemustert.

Die Konzeption der Jagdfliegerkräfte wurde in der Mitte der 70 'er Jahre geprägt durch Raketengestützte Abwehr - und Angriffsbewaffnung. Das Einsatzspektrum reduzierte sich auf Abfangeinsätze und konzentrierte Aktionen gegen Luft - und Bodenziele. Die vorhandenen Bestände an Mig 17F verloren durch ihren technischen Stand die ursprüngliche Zweckbestimmung. Deshalb wurden die am besten erhaltenen Maschinen zum Teil in Polen ( Lim-5,6 ), später in der Dresdner Flugzeugwerft zu Jagdbombern umgerüstet. Die schon vorhandene Kanonenbewaffnung bot dafür einen gute Basis.

Bordkanonen

Die Standardbewaffnung bestand aus 1 x N 37 D ( 37 mm )mit 40 Schuß und 2 x NR 23 ( 23 mm )mit je 80 Schuß. Die für die Variante vogesehene Munition wurde gegurtet in Kisten gelagert und in Vorbereitung zum Erdschießen zur Vorstartlinie transportiert. Zum aufmunitionieren wurden die Maschinen mit dem Bug in Richtung Gasstrahlabweiser gedreht. Für die Zeit der Einsatzflüge wurde der Kampfsatz der Maschinen ebenfalls in den genannten Kisten gelagert. Nach dem Flugdienstende wurden alle Maschinen wieder aufmunitioniert, waren also Einsatzbereit. Ausnahmen bildeten Maschinen an denen noch Reparaturen durchgeführt wurden, die langfristig waren. Zum aufmunitionieren und für Wartungszwecke konnte die Lafette über Seilzüge abgelassen werden, die Zugänglichkeit war recht gut. Die Segmente der Zerfallsgurte fielen über Öffnungen an der Zelle heraus, polnische Maschinen verfügten über Auffangkäfige. Das durchladen der Bordkanonen wurden über Pneumatikzylinder realisiert, der Abschuß erfolgte über den Feuerknopf am Steuerhebel. Die Vorwahl der Waffe wurde über Kippschalter am mittleren Gerätebrett vorgenommen, diese Kippschalter waren mit einer Schutzkappe versehen und mit 0,4 mm Cu - Draht gesichert. Die Kanonen konnten einzeln, oder in Gruppen abgefeuert werden.

Der Einsatz als Jagdbomber mit dem Einsatz der Kanonen auf Bodenkräfte oder zur Unterstützung eigener Bodentruppen war unter günstigen Umständen sehr effektiv, die Feuerkraft der Kanonen auf leicht gepanzerte Ziele war schon recht beeindruckend. Die Zusammenstellung der Gurte war eine Kombination von Panzerbrand und Splitter - Sprenggranaten, es gab also auch ein Zerstörungspotential für weiche Ziele. Die taktischen Eigenschaften der Mig 17F boten auch hier beträchtliche Vorteile, insbesondere in Bodennähe und mit relativ geringer Geschwindigkeit konnte hier agiert werden. Das Überraschungmoment war sicherlich gegeben. Man hat eine solche Vorführung zu den, des öfteren veranstalteten Gefechtsflugtagen realisiert, eine Kette im Tiefflug 10 m über den Baumwipfeln direkt am Platz, es war sehr beruhigend, daß es die eigene Truppe war.






Im oberen Bild ganz links ist die Munition der N 37 zu sehen, daneben die der NR 23. Daneben kann man die zugehörigen Patronenhülsen sehen, eigentlich Raritäten zu dieser Zeit. In den letzten Bildern nochmals die Anordnung der Kanonen am Rumpfbug und die Öffnung für das ansetzen der Kurbel für die Lafette. Zuvor mußten beidseitig die Schrauben der Laufabdeckung gelöst werden.

Technische Daten:

Typ Vo in m/s Schuss/Minute Masse in kg Geschossmasse in g Kampfsatz
NR-23 690 850 39 200 80
N-37D 690 400 103 735 40


Raketenbehälter und Bomben

Durch die Montage der zusätzlichen Waffenträger beidseitig an den Flächenwurzeln wurde die Ausrüstung mit Raketenbehältern vom Typ Mars 2 oder auch UB 16 genannt, möglich. Diese Waffenträger verfügten über ein normales Bombenschloss das elektrisch betätigt wurde und eine Steckverbindung, die mit dem Raketenbehälter verbunden werden konnte. Zur Fixierung der angehängten Lasten, gab es noch 4 Stößel seitlich am Träger, die entsprechend festgezogen wurden.


In den obigen Bildern kann man den Aufbau der Raketenbehälter sehen. Es handelt sich hierbei um 16 ungelenkte Raketen vom Typ S 5 K / M je Behälter, die über den schon erwähnten Anschlußstecker an den Waffenträger gekoppelt wurden. Die Raketen wurden am Boden mit der Hand in die Abschußrohre eingeführt und dann am hinteren Teil in eine Steckverbindung angesteckt. Im Normalfall ( Erdschießen ) wurden pro Maschine nur 4 Raketen bestückt. Die Stabilisierungsflügel befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch in einer Kunststoffröhre, die ein aufspreizen verhinderten. Der im Bild dargestellte Flügel stammt von einem ungewollten Abschuß an der VSL. In diesem Fall gab es keine materiellen Verluste oder auch Verletzungen von Kameraden. Die Raketen können wahlweise im Paar oder über den Automaten gestartet werden. Mit dem Automaten wurden alle 32 Raketen in 1,5 sec. abgefeuert. Bei dem schon erwähnten Fall sollte die Funktion der Schußkamera erklärt werden, die Raketen waren aber schon scharf und so begab sich ein Paar auf die Reise. Zunächst sind diese beim Start nach dem Austritt aus dem Führungsrohr beinahe bis auf den Boden durchgefallen, danach leichter Steigflug in Richtung Wald, zum Glück war niemand dort unterwegs. Eine Besonderheit war der Zünder, nach ca. 300 m wird der Aufschlagzünder aktiviert, in diesem Fall war dieser noch nicht scharf. Die Raketen zerschellten im Wald und so konnten wir dann die Reste im Wald aufsammeln. Zum Ende der Dienstzeit gab es einen schweren Unfall an der VSL, die Maschinen standen wie immer vorschriftsmäßig in Richtung Gasstrahlabweiser, es kam zum Abschuß von 2 Raketen, wobei ein Kamerad, ein Berufssoldat durch die aufgeklappten Stabilisierungsflügel und den Antrieb der Rakete eine schwere Schulterverletzung und Verbrennungen davontrug.


Technische Daten:

Typ Kaliber Masse Gefechtsladung in g Masse in kg
S 5 57 mm 800 3,8

Es gab auch ein paar lustige Begebenheiten in der Truppe im Zusammenhang mit dem Raketen. Wenn ich mich recht entsinne im Jahre 1978 eine Verlegung nach Dresden Klotzsche, also ein Camp unmittelbar am Ende der Start und Landebahn der zivilen Luftfahrt. In unmittelbarer Nähe waren auch die Werftgebäude, wo in dieser Zeit syrische Mig 21 überholt wurden. Um den Aufwand für einen umfangreichen Munitionstransport zu umgehen, wurden alle zu verlegenden Maschinen mit Raketen bestückt, diese waren aber nicht an das Zündgerät angeschlossen. Die Raketenbehälter wurden mit der üblichen Leinwandplane verpackt und die Maschinen starteten ganz normal in Richtung Dresden. Einige Zeit nach dem Start fing es an hektisch zu werden, die Verantwortlichen wollten sich nicht so recht äußern, bis es dann raus war. Man hatte auf der Überführung ca. ein Dutzend Raketen verloren. Jetzt wurden sämtliche Truppenteile auf der Route aktiviert, um diese zu suchen. Es gab ein ziemliches Theater, leider konnte man nicht alle Raketen finden, aber ich glaube der Großteil konnte geborgen werden.

In dem Bild mit dem Flügel kann man auch zwei kleine Metallteile erkennen, die ursprünglich zur Sicherung der Bombenzünder gedient haben. Diese beiden stammen von 50 kg Bomben, die an den zusätzlichen Waffenträgern angebracht wurden. Der Bombenabwurf wurde bei uns relativ selten durchgeführt, deshalb sind auch das Exoten. Die Funktion der Bombenzünder ist relativ einfach erklärt, über einen kleinen Propeller direkt auf dem Zünder wurde die Bombe geschärft. Durch den Fahrtwind konnte dieser sich drehen, fiel dann irgendwann ab und der Aufschlagzünder war frei. Die kleinen Teile waren im Propeller verpreßt und mit einem Stahlseil am Waffenträger befestigt. Beim Abwurf wurde die Sicherung abgerissen und verblieb am Träger, sonst hätte ich sie ja nicht.

Theoretisch konnten auch größere Bomben angehängt werden, diesen Fall gab es allerdings nur ein Mal in Stendal, zu diesem Zweck wurden aber die KS - Zusatzbehälter abgenommen und an den Tragflächenbombenschlössern 250 kg Bomben angehängt. Der Einsatzort war in diesem Fall sehr nahe, und man wollte anscheinend Eindruck schinden, denn Kanonen und Raketen waren auch voll bestückt.